Bildergeschichten – damals und heute

Von der Verwaltung zum Museum

 

Im Landkreis Rotenburg finden sie viele geschichtsträchtige Plätze. Heute: Das „Alte Rathaus“ von Bremervörde wird zum neuen „Zuhause“ von Tetjus Tügel.


Das „Alte Rathaus“ wurde 1830 als zwei stöckiges Wohnhaus im klassischen Stil errichtet. Nachdem der Flecken Bremervörde 1847 eine städtische Verfassung sowie im Jahr 1852 den Titel „Stadt“ erhielt, erwarb der Magis trat das Gebäude 1880. Das Haus wurde zum Rathaus umgestaltet. Der damalige Bürgermeister erhielt in der oberen Etage eine Dienstwohnung. Das Erdgeschoss beherbergte neben den Diensträumen der Verwaltung seinerzeit noch die Geschäftsstelle der Sparkasse. 1927 wurde das Rathaus an das elektrische Stromnetz angeschlossen. Da das Bauwerk gegen Ende der 70er-Jahre nicht mehr funktionsgerecht nutzbar war, wurde 1985 das neue Rathaus errichtet. Ab 1986 wurde das „Alte Rathaus“ zur geschäftlichen und privaten Nutzung umgebaut.


2020 kaufte der Bremervörder Hein Meyer das Gebäude. Er ließ das Haus, das zu den schönsten Bauwerken in Bremervörde zählt, erneut renovieren. Anschließend wurde im Erdgeschoss ein neues „Zuhause“ für viele Meisterwerke des Malers Otto Tetjus Tügel (*18.11.1892 als Otto Eduard Martin Tügel in Hamburg; †23.10.1973 in Bremervörde) erschaffen. Tügel, der in späten Jahren unweit der Ostestadt in Oese wohnte, war sozusagen in Bremervörde zuhause gewesen. Nun erhält die Stadt auch für dessen Bilder ein „Zuhause“.


Rainer Brandt (Erster Stadtrat a. D., Bremervörde): „Zahlreiche Menschen haben lange Zeit einen Lebenstraum; viele Träume gehen dabei jedoch nicht in Erfüllung. Lange Jahre hat die regionale Kunst – und dabei besonders der Maler und Poet Otto Tetjus Tügel – im Leben und unter der Wunsch kulisse unseres Mitbürgers Hein Meyer einen besonderen Platz eingenommen. Niemand aus seinem Umfeld hat sich jemals die Verwirklichung einer dauerhaften Repräsentation durch ihn vorstellen können – ein Traum sollte lange ein Traum bleiben. Eine glück liche Fügung hat ihm dann die Möglichkeit geschenkt, und Hein Meyer hat – mit en gagierter Unterstützung seiner lieben Ehefrau Marianne – begonnen, dieser Stadt, dieser Region und allen Kunstfreunden ein unglaubliches Geschenk zu bereiten. Das ‚Alte Rathaus‘ wurde nach einer wechselvollen Geschichte aus einem ‚Dornröschen-Schlaf‘ erweckt und mit großer Tatkraft zum ‚Tügel Haus‘ restauriert.“


Sobald die Pandemie es zulässt, möchte Meyer das Museum öffnen. Derzeit befinden sich circa 140 Werke des Malerpoeten Tügel im Fundus. Zum Zeitpunkt der Gründung ist das „Zuhause“ ein rein privates, nicht kommerzielles Museum. „Für die alten Bremervörder, die sonst nach Worpswede oder Bremen fahren müssten, um einmal eine Tetjus-Tügel-Ausstellung besuchen zu können“, sagt Meyer. Er arbeitet daran, sein Vorhaben durch die Gründung einer Stiftung für die Zukunft abzusichern. (rgp)