Ausstellung in Osterholz-Scharmbeck: Ein Haus erzählt seine Geschichte
In der Poststraße 4 in Osterholz-Scharmbeck ...
In der Poststraße in Osterholz-Scharmbeck – die heutige Hausnummer 4 – kann die durch das Kreisarchiv Osterholz erstellte Dauerausstellung „Ein Haus erzählt seine Geschichte“ betrachtet werden.
Die Idee für diese „Ausstellung“ ist im Zusammenhang mit der Nutzungsplanung des Gebäudes als Tagesklinik von der AMEOS Gruppe entstanden.
Das Haus mit den großen Schaufenstern in der Poststraße 4 ist schon lange in
seiner heutigen Form Bestandteil des Straßenbildes. Stolpersteine vor dem
Eingang geben Auskunft über die ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner, die
jüdische Familie Davidsohn. Die Geschichte des Hauses ist weniger bekannt. Die
jetzt gezeigte „jederzeit begehbare“ Ausstellung soll die „Hausgeschichte“
dokumentieren.
Die gemeinsame Aufarbeitung und das Wissen um die Geschichte soll zum Verständnis aller Zeitabschnitte beitragen.
Die Geschichte des Textilkaufhauses Davidsohn begann 1772 mit einem Geschäft
in der Hauptstraße 27. 1878 übernahm Jette Davidsohn das Geschäft und baute
in der Poststraße 159 ein neues Geschäftshaus. Die großen Schaufenster luden
zum Bummeln und Schauen ein, damals noch ohne die Arkaden. 1917 übernahm
Ernst Davidsohn mit seiner Schwester Ilse das Geschäft. Das Haus repräsentierte
den Wohlstand und das Ansehen der Familie – unten das Ladengeschäft und in
der oberen Etage die Privaträume. Es spiegelte das Ansehen in der Gesellschaft
der Stadt und im sozialen Gefüge.
Mit dem Beginn der NS-Zeit sollte sich dies ändern. Am 4. November 1938
mussten Ernst Davidsohn und seine Schwester das Haus in der Poststraße 4
verlassen. Es wurde arisiert. Beide wurden nach Bremen verbracht, kurze Zeit
später nach Minsk deportiert und dort umgebracht.
Ein deutscher Kaufmann Heinrich von Seggern kaufte das Haus anschließend und führte es in gleicher Form weiter. Schließlich erwarb die Firma Stehnke aus
Osterholz-Scharmbeck das Gebäude und es wurde für eine psychiatrische
Tagesklinik der AMEOS Gruppe umgebaut.
Das Kreisarchiv Osterholz hat nun gemeinsam mit den Nachfahren der Familie
Davidsohn, der Familie von Seggern, Firma Stehnke und Prof. Dr. Uwe Gonther
– für die AMEOS Gruppe – die Dokumentation und Ausstellung erarbeitet.
(pm)