Autor Andreas Mundt im Interview
Als Andreas Mundt im Alter von drei Jahren die idyllische Kleinstadt Friedrichstadt im Kreis Nordfriesland verlassen musste, ahnte er noch nicht, dass er Jahrzehnte später Romane und Kurzgeschichten schreiben würde.
Was den in Lilienthal wohnenden nordfriesischen Jung zum Schreiben antreibt, erfahren wir in einem persönlichen Gespräch.
Land & Leben: Herr Mundt, Sie wohnen in Lilienthal im Landkreis Osterholz. Wie kam
es dazu und wie sehr fühlen Sie sich noch heute mit Ihrer einstigen Heimat verbunden?
Andreas Mundt: Als ich drei Jahre alt war, musste meine Familie umziehen, weil mein Vater eine Arbeitsstelle in Rotenburg an der Wümme angenommen hatte. Mittlerweile wohne ich schon viele Jahre in Lilienthal. Dennoch fühle ich mich dem Norden immer noch sehr verbunden. Vielleicht auch, da mein Vater in Flensburg aufgewachsen ist und meine Mutter aus Schweden stammt. Natürlich fahre ich auch immer mal wieder gerne in die alte Heimat. Wobei ich sagen muss, dass ich die Nordsee ebenso gerne mag, wie die Ostsee. Da mache ich keinen Unterschied. Ich habe wohl auch schon mal darüber nachgedacht, in die Berge zu reisen. Aber es zieht mich doch immer wieder in den Norden und ans Wasser.
Land & Leben: Und wie kamen Sie nun zum Schreiben?
Andreas Mundt: Tatsächlich habe ich mir schon als Teenager gerne Geschichten ausgedacht und davon geträumt, Buchautor zu werden. Comics habe ich zu der Zeit auch gezeichnet. Aber das ist im Sande verlaufen. Im Jahr 2015 war es dann so weit und mein erstes E-Book mit dem Titel „Wohin gehst Du, Odin?“ erschien.
Land & Leben: Sind Sie Autor von Beruf?
Andreas Mundt: Nein, hauptberuflich bin ich Heilerziehungspfleger. Seit über zwanzig Jahren arbeite ich bei der Lebenshilfe in Bremen. Erst als Zivildienstleistender, später als Auszubildender bei den Rotenburger Werken. Das sind Einrichtungen für Menschen mit verschiedenartigen Handicaps. Das Schreiben ist meine Leidenschaft. Wann immer ich Zeit finde, schreibe ich auf, was mir in den Kopf kommt. Zu Gute kommt mir dabei, dass ich vor einigen Jahren meinen persönlichen Lieblingsverlag, die Edition Falkenberg in
Rotenburg, gefunden habe. Dort konnten schon die meisten meiner Bücher ihren Platz im Sortiment finden.
Land & Leben: Wie finden Sie die Ideen zu Ihren Romanen?
Andreas Mundt: Sie springen mich auf der Arbeit oder anderswo an. Manchmal vollkommen unerwartet aus dem Nichts heraus.
Das können Situationen, Personen oder nur Sätze sein, die mir im Gedächtnis geblieben sind und über die ich nachdenke. Wenn die Idee mich erstmal gefunden hat, lege ich mir eine grobe Handlung zurecht. Doch auch diese kann sich im Nachhinein noch in eine
andere Richtung bewegen. Das Schreibenentwickelt sich im Grunde genommen, indem ich schreibe.
Land & Leben: Haben Sie eine Vorliebe für ein bestimmtes Genre?
Andreas Mundt: Nein, da möchte ich mich auch gar nicht festlegen. Meine Romane können verrückt, geheimnisvoll, merkwürdig und auch spannend sein.
Land & Leben: In Ihren Büchern spielen oftmals Tiere eine Rolle. Hat das einen
tieferen Grund?
Andreas Mundt: Das liegt wohl an meiner Kindheit. Wir hatten damals alle Haustiere, die man sich denken kann. Derzeit habe ich zwar keines, aber ich kann sagen, dass ich Tiere als Persönlichkeiten wahrnehme. Deswegen tauchen sie auch immer wieder in meinen Büchern auf.
Land & Leben: In Ihrem Roman „Hühnerhorst“ begibt sich ein Witwer auf eine Reise zum Nordkap. Was hat Sie zu dieser Story inspiriert?
Andreas Mundt: Der Stein des Anstoßes war ein Trauerfall, bei dem ich feststellte, dass manche Menschen nicht „gut trauern“ können. Daraufhin nahm ich mir vor, ein fröhliches Buch zur Trauerbewältigung zu schreiben. So kreierte ich den Mofa fahrenden Horst, der um seine Ehefrau Renate trauert und sich mit seinen Hühnern auf den Weg zu den Polarlichtern macht. Mir war es ein Bedürfnis, etwas zu Papier zu bringen, das einen Trauerfall in einem anderen Licht erscheinen lässt.
Land & Leben: Haben Sie ein besonderes Anliegen beim Schreiben?
Andreas Mundt: Tatsächlich finde ich, dass gerade Menschen mit Handicap mehr Präsenz in Büchern erhalten sollten. Sie sind ein großer wertvoller Teil unserer Gesellschaft, spielen in Büchern jedoch zumeist nur eine untergeordnete Rolle, wenn überhaupt. Warum nicht mal eine Hauptfigur mit Handicap? Unter diesem Hintergrund entstand auch mein Krimi „Esther ermittelt – Mit Hilfebedarf auf Mördersuche“.
Land & Leben: Was gibt es in diesem Jahr Neues von Ihnen zu lesen?
Andreas Mundt: Im Frühling ist in der Edition Falkenberg mein Roman „12 Jesusse in Worpswede“ erschienen. Ich dachte mir, es sei eine gute Idee, wenn die Menschen zur Abwechslung mal nett und freundlich zueinander wären. Und das soll Jesus ja auch tatsächlich gesagt haben. Selbstverständlich spielt in diesem Roman das Element „Wasser“ wieder eine Rolle. Wobei es sich dieses Mal nicht um ein Meer, sondern um ein Flüsschen in Niedersachsen handelt. (jr)