Zuflucht in der Stille

 

 

Der Dichter und Fotograf Roland Pöllnitz

 

 

Vor rund einem Jahr zog Roland Pöllnitz in den Bremervörder Ortsteil Hesedorf.

 

In dem neuen Zuhause fühlt er sich wohl, dort schreibt er täglich an Gedichten. Zudem erkundet er die Region, um Besonderheiten zu fotografieren. Einige seiner Motive werden im kommenden „Land & Leben-Jahreskalender“ zu bewundern sein.

 

Pöllnitz hat ein bewegtes Leben hinter sich. Ein Herzinfarkt sensibilisierte ihn vollends für die wichtigen Dinge des Lebens, eine neue Liebe sorgte für weitere positive Aspekte.

 

 

In einem Land vor unserer Zeit

 

Eigenen Worten zufolge ist Pöllnitz ein Dichter mit der Seele eines Wanderers und der Stimme eines Rebellen. Er hat sein Leben der Kunst gewidmet, die Herzen öffnet und die Welt hinterfragt. Geboren wurde er 1958 im Bördedorf Wolmirsleben in einem Land, so der Poet, das die Geschichte verschluckte. Seine frühen Jahre verbrachte Pöllnitz in Magdeburg, wo er eine unbeschwerte Kindheit sowie eine solide Schulbildung erlebte. Nach dem Abitur 1977 studierte der heutige Autor an der Universität Magdeburg Maschinenbau. Diese Zeit machte ihn mit der klassischen modernen Literatur bekannt – Autoren wie Hermann Hesse, Stefan Zweig und Erich Maria Remarque wurden zu seinen Vorbildern.

 

Nach seinem Diplom 1983 arbeitete Pöllnitz bei einem Armaturenkonzern, wo es zu seinem Aufgabengebiet gehörte, Erfindungen patentieren zu lassen. Die Widersprüche zwischen DDR-Theorie und -Praxis prägten ihn tiefgreifend. Die deutsche Wiedervereinigung entließ Pöllnitz 1992 in die Arbeitslosigkeit, später folgte gar eine Insolvenz. Das seelische Chaos dieser Phase und eine transformative Reise in die Tian-Shan-Berge Zentralasiens 1999 inspirierten den Hesedorfer Neubürger zu ersten literarischen Werken wie „Die Perle vom Tian Shan“. Dadurch wurde seine persönliche Wende eingeleitet, die ihm weitere Wege zur Natur bzw. zur Poesie aufzeigte.

 

 

Schicksalsschläge und Glücksmomente

 

Nach beruflichen Umbrüchen, darunter eine Weiterbildung in Computertechnik, und Tätigkeiten als Handelsvertreter, fand Pöllnitz 2007 in der Liebe zu Lydia, einer Dichterin aus der Eifel, neue Inspiration. „Ich habe meine Frau über das Schreiben in einem

 

Poesie-Forum kennengelernt“, erzählt der Buchautor, der bereits unzählige Werke in „Eigenregie“ via Books on demand veröffentlichte.

 

Nach einem Herzinfarkt begann Roland Pöllnitz mit seiner Lydia ein neues Leben, das 2010 zur Hochzeit führte. Gemeinsam betrieben sie ein Hofcafé in Haberloh. In jener Ära verfasste Pöllnitz mit „Liebe ohne Ende“ wahrscheinlich das längste Liebesgedicht der Welt. Dabei handelt es sich um ein lyrisches Tagebuch für Lydia, das mittlerweile 6000 Strophen umfasst. „Liebe ohne Ende“ brachte den Autoren mehrfach ins Fernsehen. Viele weitere Infos gibt es auf der Facebook-Seite von Roland Pöllnitz.

 

Weiterhin schuf der Poet den weltweit wahrscheinlich einzigen Band mit Friedensgedichten, in dem das Wort „Krieg“ nicht vorkommt. Neben seinen zahlreichen Erzählungen hat Pöllnitz eigenen Aussagen zufolge bereits über 10.000 Gedichte geschrieben.

 

Die Pandemie im Jahre 2020 zwang das Paar jedoch zur Aufgabe ihres Cafés. Wenig später ging das eigene Zuhause verloren. Daher siedelten die Eheleute nach Hesedorf um, wo sie mit in das Haus der erwachsenen Tochter und ihres Ehemanns in eine autarke Wohnung zogen.

 

 

Poesie und Erzählungen

 

Die Kreativität blieb von all dem unbeeindruckt vorhanden. So veröffentlichte Pöllnitz in diesem Jahr bereits zwei Werke. Zum einen erschienen die „Wege ins Glück“. Pöllnitz: „Du findest Glück im Lauschen: auf den Wind, das Lachen eines Kindes, die Melodie meines Herzens. Diese Gedichte sind herzensnah, ein Tanz aus Wiesen, Sternen und Träumen. Sie laden dich ein, das Glück in dir zu entdecken – nicht als Ziel, sondern als dein Zuhause. Lass die Masken fallen, folge deinem Herzen und finde, was dich froh macht. Mögen diese Verse dein Herz berühren – das Glück ist hier, jetzt, in dir!“

 

„Der weite Weg zum Ararat“ hingegen ist ein Erzählband, der, so Pöllnitz, die Seele berührt: „Begleite den Wanderer Robert durch die Wälder des Harzes, des Thüringer Waldes und der Sächsischen Schweiz, wo Vogelgesänge und Hexentänze die Luft erfüllen.“ In zehn Erzählungen verbindet der Autor seine Naturverbundenheit mit einer inneren Reise. Eigene Gedanken wachsen zu monumentalen Bildern von Sehnsucht, Träumen und dem Tauziehen mit sich und der Natur. „Eingebettete Gedichte bringen Poesie in die Prosa, während scharfe Gesellschaftskritik den Blick auf die Welt schärft. Ob bei Schneestürmen am Brocken oder in der Stille der Tropfsteinhöhlen – diese Erzählungen sind eine Einladung, den eigenen ,Ararat‘ zu finden. Einen inneren Gipfel des Friedens, der Reflexion und der Magie“, so Pöllnitz. (rgp)