Reparaturcafés retten Haushaltsgeräte

Ehrenamtliche Reparateure bieten an verschiedenen Orten ihre Hilfe an

 

Seit Jahren kursieren in Deutschland Gerüchte über die vermeintliche Absicht vieler Hersteller, ihre Produkte bewusst mit Schwachstellen auszustatten. Der Verdacht: Der vorzeitige Verschleiß soll die Nachfrage nach Neuwaren anheizen. Doch inmitten dieses Konsumdilemmas gibt es eine ermutigende Bewegung – die Repaircafés.

Die Ursprünge dieser Idee reichen bis in die Niederlande, wo die Journalistin Martine Postma im Jahr 2007 das erste Repaircafé ins Leben rief. Heute zählt der deutschsprachige Raum allein 300 solcher Orte, an denen Gemeinschaft und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt stehen. Dabei geht es den Initiatoren nicht darum, etablierten Werkstätten Konkurrenz zu machen, sondern vielmehr, dem „Wegwerfwahn“ entgegenzuwirken.

 

Besuche bei Repaircafés

Viel zu oft werden alltägliche Gebrauchsgegenstände wie Föhne, Wasserkocher, Staub- sauger, Fahrräder oder Spielzeug bei kleineren Mängeln sofort entsorgt, obwohl sie oft ganz einfach repariert werden könnten. Das ist nicht nachhaltig und verursacht auch Kosten, die gespart werden könnten. Wir besuchten zwei Reparaturcafés in unserem Verbreitungsgebiet (in Rotenburg und Waffensen), um uns selbst ein Bild davon zu machen.

 

KARO in Rotenburg

Im Rotenburger „KARO“ trafen wir auf „Tensch“ (Wolfgang Tenschert) und Hartmut Jaabs, die an zwei Tischen emsig an der Arbeit gegen die Wegwerfgesellschaft waren. „Tensch“ reparierte einen Wasserkocher und die Besitzerin war sehr glücklich, dass die Reparatur erfolgreich war. „Tensch“: „Uns geht es darum, einen Beitrag zu leisten. Wir sind alle bereits im Ruhestand, setzen aber unsere vielfältigen Fähigkeiten sehr gerne für den guten Zweck ein. Mir ist es wichtig, dass die ,Kunden‘ selbst dabei sind und so ein engeres, persönlicheres Verhältnis zu dem Reparatur-Objekt erhalten und es so auch länger am Leben erhalten. Einfach abgeben und dann abholen, funktioniert bei uns nicht.“

 

MGH Waffensen

Im Mehrgenerationenhaus in Waffensen war ordentlich was los. Wir trafen auf einen Kunden mit seinem Backofen, den wir bereits in Rotenburg sahen und dem hier geholfen wurde. Hartmut Jaabs erzählte uns, dass das Reparaturcafé Ottersberg ganz andere Dimensionen hat: „Dort kommen regelmäßig 17 bis 18 Reparateure und es werden teilweise über 50 Dinge bearbeitet, wovon durchschnittlich dreiviertel gerettet werden können. Das erfüllt mich mit großer Freude und unsere Kunden, teilweise Stammkunden auch. In besonders schwierigen Fällen nehmen wir die Reparatur-Objekte auch mit und versuchen sie zu Hause wieder fit zu machen – am liebsten ist es uns aber, wenn die Besitzer dabei bleiben und die Gegenstände dann möglichst gleich wieder mitnehmen, um sie weiter benutzen zu können.“

 

Einfach repariert

„Tesch“ und Hartmut Jaabs sind nur zwei Beispiele für engagierte Helfer, die Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Oft sind es nur Kleinigkeiten, erklärt „Tesch“, wie kaputte Sicherungen oder Elektrolytkondensatoren, die ihre Kapazität aufgrund von Überlastung verlieren. Die Kosten für die Reparatur belaufen sich dabei auf gerade mal 20 bis 30 Cent. „Und wenn man die gefunden hat, wenn man die gewechselt hat, dann geht das Ding wieder“, fügt „Tesch“ hinzu.

 

Wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit

Das Engagement der Repaircafés geht über das bloße Reparieren von Geräten hinaus. Die Initiative trägt dazu bei, Elektroschrott zu vermeiden und wertvolle Rohstoffe zu schonen. In einer Zeit, in der die Rufe nach mehr Umweltbewusstsein lauter werden, leis-ten die Repaircafés einen wichtigen Beitrag. Sie setzen ein Zeichen gegen die geplante Obsoleszenz und für eine nachhaltigere, verantwortungsbewusstere Konsumkultur. In diesem Sinne: Chapeau an alle Reparateure, die der Wegwerfmentalität den Kampf ansagen! (hg)

 

Übersicht der Reparaturcafés

in unserer Region

 

Rotenburg

„KARO“ (Sozialkaufhaus)

 

Am Neuen Markt 20

 

Jeden 2. Dienstag im Monat

 

13 bis 15.30 Uhr

 

 

Waffensen Mehrgenerationenhaus Worthmanns Hoff

Immentun 1

 

Jeden 2. Samstag im Monat

 

10 bis 12 Uhr

 

Bremervörde-Oerel
im Mehrgenerationenhaus in Oerel

Anmerkung der Redaktion: hier hatten wir in unserer gedruckten Ausgabe leider eine falsche Adresse - diese ist richtig...
Bohlenstraße 16
Jeden 3. Samstag im Monat
www.reparaturcafe-bremervoerdeoerel.de

 

Osterholz-Scharmbeck

Mehrgenerationenhaus

Bördestraße 29

Ca. vier mal im Jahr

Termine unter www.mgh-ohz.de

 

Lilienthal

Murkens Hof

Klosterstraße 25

Unregelmäßig, im Februar am 11.02.

14 bis 17 Uhr

Weitere Termine unter www.murkens-hof.de/repair-cafe/index_rc_veranstaltungen.html

 

Schwanewede

Begegnungsstätte

Ostlandstraße 25

Jeden 1. Samstag im Monat

14 bis 17 Uhr

 

Verden

Stadtbibliothek

Am Holzmarkt 7

Jeden 1. Mittwoch im Monat

16 bis 19 Uhr

 

Ottersberg

Wümmekieker

Fährwisch 7

Jeden 4. Donnerstag im Monat

Auf www.reparatur-initiativen.de gibt es eine deutschlandweite Übersicht der Reparaturcafés mit Terminen.