Gespräch mit Marco Prietz über erste Erfolge und weitere Ziele
Nach rund 100 Tagen Amtszeit trafen wir den neuen Landrat Marco Prietz in seinem Büro, um zu erfahren, wie es ihm im neuen Job geht und was für ihn auf der Agenda steht. Es erwartete uns ein aufgeräumter engagierter Herr Prietz, der durchaus viel vorhat und seine Ziele nun stringent abarbeitet.
Land & Leben: Herr Prietz, was hat Sie nach Amtsbeginn am meisten beschäftigt?
Marco Prietz: Das kann man sich schon denken – leider Corona. Für mich doch etwas unerwartet hat uns die aktuelle Welle voll erwischt. Das bedeutete für mich viele Sitzungen mit dem Krisenstab, interne Abstimmungen, auch in Bezug auf das Vorgehen in unseren Räumlichkeiten und mit Mitarbeitern des Landkreises und ganz viel Papierkram.
Land & Leben: Sicherlich wollten Sie doch eigentlich erstmal in Ruhe ankommen und das Haus und die Mitarbeiter kennenlernen?
Marco Prietz: Ganz genau. Und damit habe ich auch bereits angefangen – wenn auch nicht in dem von mir gewünschtem Rahmen, denn auch hier beeinträchtigt uns die Corona-Lage. Normalerweise trifft man sich in eher gemütlicher und etwas intimerer Runde bei einem Kaffee und Schnittchen, um ein erstes Kennenlernen angenehm zu gestalten. Das war nun etwas anders: Ich treffe mich aktuell mit Mitarbeitern der Ämter im großen Sitzungssaal, ohne weitere Annehmlichkeiten – vorrangig um zu hören, wo der Schuh drückt und natürlich, um mich persönlich vorzustellen. Auch mit den Bürgermeistern des Landkreises, Verbänden und Institutionen gibt es solche Termine, die mir sehr wichtig sind und wo ich vieles erfahren kann.
Land & Leben: Wie sind Sie denn im Rathaus- Team angenommen worden – nach 15 Jahren Hermann Luttmann möchte man meinen, dass dort einige fest gewachsene Strukturen erstmal aufgebrochen werden müssen.
Marco Prietz: Ich bin erstaunlich gut hier aufgenommen worden und freue mich dar- über sehr! Alle Mitarbeiter wissen, dass ich stets für sie ein offenes Ohr habe, das merke ich auch oft mittags in der Kantine, die ich regelmäßig gerne besuche, um mich zu stärken, aber auch um kurze Gespräche zu führen, die einfach wichtig sind. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Mitarbeitern für die gute Zusammenarbeit bedanken und mit- teilen, dass Mut, Freude und Kreativität bei unserer Arbeit nicht zu kurz kommen sollen – das macht das Leben und Arbeiten für alle Beteiligten einfach besser!
Land & Leben: Welche Themen stehen
für Sie in der kommenden Zeit hauptsächlich
auf der Agenda?
Marco Prietz: Das sind so einige: Erstens ist es mir wichtig, dass die bereits durch den Haushalt genehmigten Stellen in unseren Ämtern schnell und adäquat besetzt werden – keine leichte
Aufgabe, aber es zeigt sich, dass sich hier was tut. In Kürze gibt es Ausschreibungen für zwei Stellen im Bereich Wirtschaftsförderung. Bisher wird dieses Gebiet landkreisweit von Gesa Weiss
betreut, es zeigt sich aber, dass hier von uns noch mehr getan werden muss und so wird es eine Stelle in Zeven und eine Stelle in Bremervörde geben. Die Aufgaben der Wirtschaftsförderer sind
klar umrissen: Es geht um Fördermittel-Beratung, die Vermittlung von Bauamt und gewerblichen Bauherren, die verstärkte Betreuung von gewerblichen Bau- und Gewerbeflächen und die bessere
Vernetzung von Landkreis und Gewerbetreibenden.
Die Funklöcher müssen weg! Um auch die Mobilfunk-Versorgung endlich weiter voran- zutreiben, wird nun ein Mitarbeiter eingestellt, der hier als aktives Bindeglied zwischen den Gemeinden und den Mobilfunk-Firmen fungieren soll.
Das Thema Breitbandausbau ist ebenfalls sehr wichtig. Bis zum Sommer 2023 sollen die weißen Flecken beseitigt sein, die bisher weniger als 30 Mbit/s haben. Daran knüpfen wir dann mit der Umsetzung der Gigabitstrategie an und machen durch einen flächendeckenden Glasfaserausbau nahezu alle Adressen im Kreis gigabitfähig. Rund 3.600 Adressen, die bisher aufgrund der Lage noch nicht mit den entsprechenden Anschlüssen ausgestattet wurden, sollen bis dahin versorgt sein. Außerdem ist es mir ein wichtiges Anliegen, die Verwaltung schmaler und noch besser zu machen. Das bedeutet: mehr Vernetzung, weniger Papier. Die Digitalisierung soll schneller voranschreiten und auch durch diese Maßnahmen sollen sich Mitarbeiter und die Bürger, für die sie arbeiten, wohler fühlen – durch messbare Verbesserungen.
Land & Leben: Haben Sie noch weitere wichtige Themen?
Marco Prietz: Ja zwei fallen mir da auf Anhieb ein. Erstens der „Zevener Bildungsweg“ und weitere Pläne für besseres Lernen im Landkreis. Der Beschluss steht, ein Oberstufenzentrum in Zeven zu
bauen, das „BBS“ und „IGS“ vereinen wird – einmalig in Nieder- sachsen, ein Leuchtturmprojekt! Die Planungsphase wird aber bis zu drei Jahre dauern, denn hier sollen rund 16 Millionen Euro
investiert werden – in Kürze beschäftigt sich auch der Zevener Rat hiermit, in der Übergangszeit, während auf dem Kivinan-Gelände gebaut wird, sollen Mobilbauten er- richtet werden, um dann
schon eine gemein- same Beschulung sicherzustellen. Auch der Neubau des Bremervörder Gymnasiums schreitet planmäßig voran – hier werden in vier Jahren Bauzeit 78 Millionen Euro investiert. Rund
25 Millionen Euro fließen in die Sanierung des Ratsgymnasiums Rotenburg, Baubeginn ist noch in diesem Jahr, somit tut sich sehr viel im Bildungssektor.
Zweitens sehe ich die Verbesserungen in unserem Bauamt als sehr dringlich an. Die Bearbeitungszeiten müssen zwingend verkürzt werden, hierfür habe ich verschiedene Maß- nahmen vorgesehen. Nach
langer Suche haben wir endlich die unbesetzte Stelle der Amtsleitung vergeben können (Start 1. April) – wir suchen aber aktuell noch Ingenieure und Techniker, die das Bauamt-Team tatkräftig
unterstützen wollen. Außerdem arbeiten wir auch hier an der Digitalisierung. In Zukunft sollen Bauanträge in digitaler Form eingereicht werden können, was die Bearbeitung enorm erleichtern
wird. Lösungsorientiertes Handeln wird den Mitarbeitern auf die Fahnen geschrieben und ich hoffe, dass diese Maßnahmen schnellstmöglich Erfolg zeigen.
Herr Prietz, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen Ihnen bei allen genannten Vorhaben eine glückliche Hand und ganz viel positiven neuen Wind. (hg
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