Vom Gastronomen zum Trauerredner

Erik Lohof aus Zeven beantwortet Fragen zu seinem neuesten Tätigkeitsfeld als Trauerredner


Land & Leben: Wie sind Sie zum Trauerredner geworden?


Erik Lohof: Als mein Vater verstarb, habe ich die Trauerrede selbst geschrieben und gehalten. Es waren ca. 70 Trauergäste in der hauseigenen und schönen Kapelle von Familie Oerding in Zeven. Klar war ich etwas angespannt und vergaß, mein Handy auszustellen, was prompt während der Rede klingelte. Aber mit etwas Humor lässt sich sowas gut überspielen und ich hatte einige Lacher auf meiner Seite. Ich war sehr überrascht, als der Zuspruch der Trauergäste zu meiner Rede so groß war. Darüber hatte ich im Voraus nicht nachgedacht und erwartet hatte ich es auch nicht. Einige Tage später, im Nachgespräch der Bestattung, riet mir Lars Oerding, doch mal darüber nachzudenken, als Trauerredner zu arbeiten, das würde er mir zutrauen. Ehrlich gesagt, wäre ich selbst gar nicht darauf gekommen, aber die Idee gefiel mir gut und ich bekam Interesse an diese Aufgabe. Kurz darauf habe ich mich bei der Bestatter Akademie als Trauerredner ausbilden und zertifizieren lassen. Mich danach bei vielen Bestattern in der Region vorgestellt, Flyer und Visitenkarten gemacht usw. Im Nachhinein weiß ich, dass es eher selten vorkommt, dass ein direkter Angehöriger die Trauerrede hält, insofern war es wohl etwas Besonderes.


Land & Leben: Wie bereiten Sie sich auf die Rede vor?


Erik Lohof: Ich bereite mich vor, indem ich im Vorfeld ein Trauergespräch mit den Angehörigen führe. Die Gespräche sind sehr unterschiedlich. Mal sitze ich z. B. nur mit dem verbliebenen Ehegatten oder Sohn/Tochter zusammen, mal sitzen sieben bis acht Angehörige am Tisch. Es ist sehr wichtig, erst mal mit den Angehörigen auf einer Ebene zu kommen. Sowohl sprachlich als auch emotional. Es dauert meist nur wenige Minuten bis die Leute mir vertrauen und anfangen, über das Leben des Verstorbenen zu erzählen. Es braucht Fingerspitzengefühl und Empathie. Ich nutze ein selbst entwickeltes Fragen-Raster und lasse mir Bilder aus dem Leben des Verstorbenen zeigen, um so viel wie möglich aus der Vita des Verstorbenen zu erfahren und mache mir Notizen. Auch hier gibt es große Unterschiede. Mal bekomme ich mehr Informationen als ich in der Rede unterbringen kann, mal sind die Informationen so spärlich, dass ich spezielle Fragetechniken nutzen muss, um genug Material zu haben.


Land & Leben: Was macht für Sie eine gute Trauerrede aus?


Erik Lohof: In der Trauerrede muss der grundsätzliche Respekt vor dem Verstorbenen sehr einfühlsam zum Ausdruck kommen. Es ist wichtig, den Verstorbenen so zu beschreiben, wie er oder sie war, mit allen Stärken und Schwächen. Die Rede darf nicht zu lang und nicht zu kurz sein. Wichtig ist auch, die Trauergäste direkt in die Rede mit einzubeziehen. Wenn man in der Lage ist, Angehörige und Trauergäste zum Lachen und zum Weinen zu bringen, die Vita gut beschreibt und Emotion in der Rede zum Ausdruck kommt, ernte ich im Nachhinein viel dankbare Worte.


Land & Leben: Was hat sich in Corona-Zeiten für Sie bei Trauerreden geändert?


Erik Lohof: Die Reden sind nicht anders geworden. Aber wenn ich z. B. sehe, dass ein Ehepaar im Alter von über 80 Jahren um Tod ihrer Tochter trauert, und in der Kapelle wegen den Corona-Maßnahmen so weit auseinander sitzen muss, dass sie sich nicht mal die Hand halten können, tut dann schon weh. Es ist auch sehr unangenehm durch die Masken die nonverbale Gestik der Trauergäste nicht richtig wahrnehmen zu können.


Land & Leben: Was unterscheidet einen Trauerredner von einem Pastor?


Erik Lohof: Die meisten Familien, die einen freien Trauer redner engagieren, sind konfessionslos. Trotzdem war manch ein Verstorbener gläubig, und es kommt vor, dass das Vater unser in der Rede gewünscht wird. Ich brauche mich aber nicht nach der Bibelverse und nicht nach Gesangsbücher richten und habe mehr Zeit für die Vita des Verstorbenen. Ist der Pastor der Redner werden überwiegend religiöse, kirchliche Musik und Orgel gespielt und bei freien Rednern wird in der Regel das gespielt, was der oder die Verstorbene mochte. Da wird mal Dixi-Jazz, aber auch mal Jimi Hendrix, Schlager oder Beethoven gespielt. (hg)