Bildergeschichten: Damals und heute

Von Napoleon über die Neue Straße 111 in die USA


Im Landkreis Rotenburg finden Sie viele geschichtsträchtige Plätze. Heute: Neue Straße 111 in Bremervörde


Das Gebäude in der Neuen Straße mit der Hausnummer 111 ist so ein Gebäude. Heute erstrahlt es im Glanze vieler Lichter, und beherbergt die E. A. Meyer Haustechnik. Das ursprüngliche Gebäude besteht zwar so nicht mehr, doch man sieht seinem Nachfolger deutlich die Merkmale früherer Epochen an.


In den 1940/50er-Jahren lebte dort der beliebte Bürger „Fietsche“ Bode. Und aus dem Gaubenfenster warf die damalige Mieterin Sophie Thoms den Kindern gelegentlich Bonbons hinunter, erinnerte sich der Heimatforscher bzw. Chronist der Bremervörder Stadtgeschichte, Rainer Brandt. Die alte Fotografie zeigt die Familie von Klempnermeister Karl Bode (*14.07.1872) auf den Stufen zur Haustür. Über den Vorbesitzer, einen Herrn namens Lange, der der angeheiratete Onkel von Karls Ehefrau Katharina wurde, da er ihre Tante Margarete Gätje heiratete, ist nicht viel zu erfahren. Davor gehörte das Anwesen dem Auktionator Johann Hinrich Schlichting (*05.03.1820), der dort seine ebenso vielfältigen wie erfolgreichen Geschäfte abwickelte. Schlichting war z. B. lange Miteigentümer der einst relativ bedeutsamen Bremervörder Bierbrauerei Meyer & Schlichting. Schlichting war es auch, der das Eckhaus mit den drei Schornsteinen grundlegend umbaute. Doch über die Geschichte des alten Hauses erfährt man viel mehr über Bremervörde: Schlichting hatte das Haus von Heinrich Tiedemann (*20.02.1788 † 04.09.1875) gekauft, der das Gebäude 1820 erbaut hatte. Tiedemanns Familie stellte im 17./18. Jahrhundert mehrfach den Bürgermeister des damaligen Fleckens Bremervörde. Tiedemann trat am 19.04.1799 sehr jung als „Füsilier“ ins 6. Westfälische Linienregiment ein, wurde am 14.09. des Jahres in den Listen bereits als Leutnant geführt… Im Jahr 1812 machte Tiedemann gar den katastrophalen Feldzug Napoleons nach Russland mit. Er kehrte jedoch gesund – und von Napoleon mit dem Kreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet – nach Bremervörde zurück. Welche Lebensumstände jedoch dazu führten, dass er im Jahre 1860 mit seiner Frau sowie den beiden Töchtern zunächst nach New York, später nach Illinois auswanderte, ist leider nicht übermittelt. (rgp) www.eameyer.de