Treppenlifte

 

Freiheit auf Knopfdruck – oder Kostenfalle?

 

 

Ein Lift kann Freiheit und Sicherheit schenken. Doch Vorsicht: Zwischen glänzenden Versprechen und teuren Fallen gibt es

 

viele Stolpersteine. Arne Buchholz verrät, worauf man achten sollte.

 

 

Wer möchte nicht auch im Alter oder bei Gehproblemen unabhängig bleiben und in den eigenen vier Wänden wohnen? Treppen stellen dabei jedoch oft ein unüberwindbares Hindernis dar. Die Lösung scheint naheliegend: ein Treppenlift. Einsteigen, Knopf drücken – und schon geht’s wie von Zauberhand in die nächste Etage.

 

Doch so einfach, wie es in den Hochglanzbroschüren der Anbieter klingt, ist es nicht immer. „Viele meiner Beratungsgespräche beginnen damit, dass Kunden sich überrumpelt oder über den Tisch gezogen fühlen“, erzählt Arne Buchholz, zertifizierter Sachverständiger für barrierefreies Planen und Bauen aus Bremen. Hier erklärt er, worauf man achten sollte.

 

 

Das Verkaufsgespräch: Lassen Sie sich nicht drängen!

 

Gerade am Anfang passieren die größten Fehler. Viele Verkäufer arbeiten auf Provisionsbasis – das heißt: je teurer der Lift, desto besser verdienen sie. Und so wird im Gespräch oft mit angeblichen „Schnäppchen“ gelockt:

 

    „Dieses Messegerät ist zufällig gerade frei!“

 

   „Ein Kunde ist verstorben, deshalb können Sie günstig übernehmen.“

 

    „Wenn Sie heute unterschreiben, gibt’s 30 Prozent Rabatt.“

 

 

Buchholz winkt ab: „99 Prozent dieser Geschichten sind schlicht erfunden – und gehören zum Schulungsprogramm mancher Anbieter.“ Sein Tipp: Erst informieren, dann reden.

 

   In Bremen bietet der Verein kom.fort e. V. kostenlose

 

Wohnberatung an – die Berater kommen sogar ins Haus.

 

   In Hamburg gibt es Barrierefrei Leben e. V. mit einem

 

Beratungszentrum, wo man verschiedene Treppenlifte

 

anschauen und sogar Probe fahren kann.

 

So eine neutrale Beratung schützt davor, voreilig zu unterschreiben. Und selbst wenn doch einmal ein Vertrag unter Druck zustande kommt: Innerhalb von 14 Tagen lässt er sich widerrufen!

 

 

Die Planung: Jede Treppe ist anders

 

Treppenlifte lassen sich fast überall einbauen – auch auf engen Wendeltreppen. Aber: Der Einbau ist meist aufwändiger, als es im Verkaufsgespräch klingt. „Versprechen wie ‚Lieferung sofort, Einbau noch heute‘ gelten nur für ganz einfache, gerade Treppen“, erklärt Buchholz. Meist muss die Anlage individuell gefertigt und angepasst werden.

 

 

 

Worauf kommt es an?

 

   Sicheres Ein- und Aussteigen: Es muss genügend Platz bleiben, auch wenn die Beweglichkeit später nachlässt.

 

   Krankheitsbild berücksichtigen: Was heute noch kein Problem ist, kann in Zukunft zur Barriere werden. Sonst wird es teuer, weil vielleicht ein zweiter Lift angeschafft werden muss.

 

   Wohnsituation bedenken: In Mehrfamilienhäusern ist die Zustimmung des Eigentümers notwendig. Das Landgericht Duisburg entschied allerdings schon 1999, dass ein Vermieter den Einbau dulden muss, wenn der Bewohner seine Wohnung sonst nicht mehr verlassen kann.

 

 

Nicht jeder Lift ist für jeden geeignet:

 

   Sitzlift: ideal für gehbehinderte Personen, die noch sitzen können.

 

   Plattformlift: für Rollstuhlfahrer, benötigt aber mehr Platz.

 

   Hublift oder Senkrechtlift: oft die Lösung bei sehr hohen Stufen oder speziellen Treppenhäusern.

 

 

„Ein guter Anbieter hat mehrere Modelle im Portfolio und kann das Gerät auf die individuelle Situation anpassen“, so Buchholz. „Vorsicht bei Verkäufern, die nur ein einziges Modell im Programm haben – das passt selten perfekt.“

 

 

Mit Fördergeldern leichter ans Ziel

 

Ein Treppenlift bedeutet Freiheit und Lebensqualität – kostet aber schnell so viel wie ein Kleinwagen. Zum Glück gibt es Unterstützung:

 

   Pflegekasse: bis zu 4.180 Euro Zuschuss bei anerkannter

 

Pflegebedürftigkeit.

 

   Unfallfolgen: Berufsgenossenschaft oder Haftpflichtversicherung

 

können einspringen.

 

   Bund und Länder: Viele bieten eigene Programme, in Hamburg

 

z. B. die IFB-Bank.

 

   Sozialamt: hilft, wenn sonst keiner zahlt und das eigene Geld fehlt.

 

 

Wichtig: Die Förderung muss vor dem Einbau beantragt werden – nachträglich geht nichts mehr! Arne Buchholz bringt es auf den Punkt: „Ein Treppenlift soll das Leben leichter machen – nicht schwerer. Mit Geduld und guter Planung klappt das auch. (hg)