Aus der Tiefe fast direkt ins Glas

Der Weg des Rotenburger Wassers – Förderung aus sieben Brunnen

„Wasser ist ein Naturprodukt und das soll es auch bleiben“, sagt Ronald Holst. Er ist technischer Leiter bei den Stadtwerken Rotenburg und dort unter anderem verantwortlich für die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung. Wenn das Wasser aus den Brunnen in mehreren Wasserschutzgebieten sprudelt, wird es laut Holst nur soweit behandelt, wie es nötig und sinnvoll ist: Dem Rotenburger Trinkwasser wird lediglich über eine sogenannte Enteisenung das natürlich vorkommende Eisen entzogen, weitere Aufbereitungsschritte sind nicht erforderlich. Es werden auch keinerlei Substanzen zugesetzt. Kein Chlor und auch sonst keine Chemie. Das Wasser, das über 5918 Hausanschlüsse im Stadtgebiet aus den Hähnen fließt, ist qualitativ gut und macht keine weiteren Aktivitäten erforderlich.
Bevor das Wasser im Rahmen der Enteisenung über Filter gepumpt wird, findet eine Belüftung statt. Vier Filteranlagen zur Enteisenung des Rohwassers mit einer Aufbereitungsmenge von rund 240 Kubikmetern befinden sich im Wasserwerk. Im Anschluss daran geht es für das flüssige Lebensmittel dann schon in Richtung Reinwasserbehälter und von dort aus über ein 128,5 Kilometer umfassendes Netz aus Versorgungsleitungen, das sich unterirdisch über das gesamte Stadtgebiet erstreckt.

Förderung aus 150 Metern Tiefe
Regelmäßig finden Kontrollen der glasklaren Flüssigkeit statt. Die zur Stadt gehörenden Ortschaften werden von einem anderen Versorger mit Trinkwasser beliefert. Zur Infrastruktur gehören auch weitere technische Einrichtungen wie 7377 Zähler/Messgeräte und 749 Unterflurhydranten, die unter anderem der Feuerwehr zur Verfügung stehen, wenn im Ernstfall einmal schnell möglicherweise zusätzlich erforderliches Löschwasser benötigt werden sollte. Das Wasser, das durch die Leitungen fließt, entstammt sieben Trinkwasserbrunnen, aus denen täglich aus einer Tiefe von bis zu 150 Metern gefördert wird.

1,2 Millionen Kubikmeter pro Jahr
Bis zu 1,2 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr fließen aus der Tiefe durch die Rohre. Im Wasserwerk am Mittelweg befinden sich drei Trinkwasserbehälter mit einem Brutto- Speichervolumen von 850, 650 und 500 Kubikmetern. 2000 Kubikmeter Kapazität stehen zur Verfügung. Im Laufe eines Jahres sind unterschiedlich hohe Verbräuche zu registrieren. Die höchste Wasserabgabe an einem Tag im vergangenen Jahr waren am 17. Juni 4.700 Kubikmeter. In der Regel kommt es laut Ronald Holst zu solchen Spitzenwerten durch die Beregnung privater Gärten und den damit verbundenen deutlich erhöhten Wasserbedarf. Ein solcher Anstieg stellt für die Stadtwerke allerdings kein nennenswertes Problem dar. Über eine Erhöhung der Pumpenleistung wird der größeren Wasserabnahme Rechnung getragen. Das weitere Prozedere zur Behandlung des Rohwassers läuft ebenso ab, wie bei kleineren Mengen, was keine qualitativen Abstriche entstehen lässt.

Viel Grundwasser im Rinnensystem
Unter dem Stadtgebiet von Rotenburg und der Umgebung verläuft in der Tiefe ein eiszeitliches Rinnensystem, die Rotenburger Rinne. Diese Rinne, die vor rund 500.000 Jahren entstanden ist, als sich die riesigen Gletscher zurückzogen, führt bis heute große Mengen Grundwasser. Bis zu 350 Meter tief sind einzelne Einkerbungen des Rinnensystems, das laut Experten von der Elbe bis zur Aller reicht und in Nord-Süd-Richtung verläuft. (fk)