Die Simson-Bande aus Rockstedt

 

Zwei Freunde schrauben sich durch

 

 

Enno Zeissig (17 Jahre alt) und Jaron Gerdau (18 Jahre alt) sind seit rund drei Jahren befreundet und haben ein gemeinsames Hobby, das sie ausführlich pflegen. Sie schrauben an alten Ost-Motorrollern mit Kultstatus herum und hauchen diesen mitunter auch ein neues Leben ein.

 

 

Das interessiert Land & Leben, denn wenn junge Menschen sinnvoll ihre (Frei)-Zeit mit gemeinsamem Spaß und Lerneffekt verbringen, ist das vorbildlich und berichtenswert.

 

 

Mit Hannah’s Simson fing es an

 

Die etwas ältere Schwester von Enno, Hannah, fährt schon länger eine Simson und das hat Enno auf die Spur gebracht, denn die „Schwalben“ von Simson haben einige Vorteile gegenüber herkömmlichen Mopeds, von denen nicht jeder weiß. Ein Vorteil ist, dass sie sehr gut zu schrauben sind, aber eine noch größere Rolle spielt und spielte folgender Sachverhalt: Ein bis zum 28. Februar 1992 auf dem Gebiet der DDR erstmals in den Verkehr gekommenes Simson Mokick (Kleinkraftrad) darf laut § 76 Nr. 8 lit c) der FEV in der Regel mit 60 km/h fahren, wobei andere Mopeds meist nur bis 50 km/h bzw. ab 2001 bis 45 km/h zugelassen sind.

 

Also hat Enno gleich mit 15 Jahren seinen Führerschein gemacht, sich eine Simson gekauft und angefangen, diese in der heimischen Werkstatt in Rockstedt zu pflegen und warten. Das fand sein Kumpel Jaron prima, holte sich auch eine Simson und es wurde zu zweit geschraubt, was das Zeug hält.

 

Bei unserem Besuch zeigten sie uns das „Skelett“ einer Schwalbe, der gerade ein generalüberholtes „Herz“ (Motor) eingebaut wurde. Für die Arbeiten an den Simsons

 

steht sogar ein kleines Sandstrahlgerät und ein amtliches Schweißgerät zur Verfügung – Respekt!

 

 

Simson-Gruppe hat sich gebildet

 

Es dauerte nicht lange, da fanden sich weitere junge Menschen mit großer Liebe zu den Simson-Krafträdern. Aktuell hat die lockere Gruppe, die gerne zusammen Ausflüge macht, mehr als zwölf Mitfahrer, die alle entweder selbst schrauben oder sich von Enno und Jaron helfen lassen.

 

 

Highlights 2025

 

In diesem Jahr wird es mehrere Highlights geben. Dazu zählt der Besuch der Classic

 

Motorshow Ende Januar in Bremen, wo die Jungs auch am Stand vom Rhader Ingenieur Axel Jost eine ihrer Simsons ausstellen und natürlich der Besuch der diesjährigen Simson-Rallye. 2024 war bereits das fünfte Mal, wo sich die mehr als 200 Simson-Fans in Ohrel trafen, um von dort aus eine 85 Kilometer lange Rallye durch unsere Region zu machen. An vier Stationen muss von den Fahrerinnen und Fahrern ihr Fahrvermögen sowie ihr Wissen zu ihrem Zweirad unter Beweis gestellt werden. Sämtliche Einnahmen werden traditionell einem guten Zweck zugeführt.

 

 

Zukunftspläne: Enno und Jaron bleiben Simson treu

 

Bei unserem Besuch in Rockstedt interessierte uns natürlich auch, wo Enno und Jaron sich in der Zukunft sehen und ob die Jungs Simson treu bleiben werden oder mit dem Erhalt des großen Führerscheins auch größere Maschinen fahren möchten.

 

Enno (aktuell Auszubildender zum Land- und Baumaschinen-Mechaniker): „Ich werde Simson definitiv treu bleiben und auch weiter schrauben. Wenn ich volljährig bin, möchte ich ein Kleingewerbe beantragen, um hier in meiner Werkstatt für Simson-Fans Modifi-zierungen und Reparaturen zu erledigen. Vielleicht lege ich mir später auch mal ein etwas stärkeres Cross-Motorrad zu – Simson werde ich aber weiterfahren, das ist Kult!“

 

Jaron (bastelt zurzeit auch an seinem Abitur): „Natürlich bleibe ich Simson treu – keine Frage! Ich werde aber sicherlich auch mal größere Motorräder testen, um zu schauen, wie mir das so gefällt. Vielleicht passt das ja auch irgendwie zu meinem Berufswunsch. Ich möchte vielleicht auch eine Werkstatt eröffnen und dann mit Enno kooperieren.“

 

 

Wir bedanken uns bei Enno und Jaron für das Treffen

 

 

Simson: Vom Waffenhersteller zum Kult-Moped der DDR

 

Simson – ein Name mit bewegter Geschichte. Gegründet 1856 in Suhl von den Brüdern Löb und Moses Simson, wandelte sich das Unternehmen von einem Waffenproduzenten zu einem der bekanntesten Zweiradhersteller Deutschlands. Besonders in der DDR wurde Simson mit Kult-Mopeds wie der Schwalbe und dem S 50 zum Symbol des Alltags.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg startete Simson mit dem Motorrad AWO 425 neu durch, bevor der Fokus ab den 1960er Jahren auf Kleinkrafträder verlagert wurde. Mit knapp sechs Millionen produzierten Fahrzeugen wurde Simson zum größten Hersteller motorisierter Zweiräder in Deutschland. In der DDR waren die robusten Mopeds allgegenwärtig – 123 Fahrzeuge pro 1000 Einwohner zeugten von ihrer Popularität.

 

 

Simson bleibt Legende

 

Die Wende brachte den Einbruch: Exportmärkte gingen verloren, die Nachfrage sank und 1991 wurde die Produktion eingestellt. Doch Simson bleibt eine Legende – nicht nur wegen der Fahrzeuge, sondern auch durch Highlights wie den Enduro-Weltmeistertitel von Thomas Bieberbach 1990. Heute sind Simson-Mopeds Kultobjekte, die Geschichte und Nostalgie vereinen. (hg)

 

 

 

Der Führerschein-Dschungel

 

 

Bereits ab dem 15. Lebensjahr kann man den Führerschein der Klasse AM machen. Die

 

Klasse AM berechtigt zum Führen von Kleinkrafträdern mit maximal 50 Kubikzentimetern

 

Hubraum (bei Modellen mit Verbrennungsmotor), 4 kW Dauer-Nennleistung (bei Elektro-antrieb) und 45 km/h Höchstgeschwindigkeit.

 

Die nächsthöhere Klasse ist dann A1, die man mit 16 Jahren machen kann. Der Führerschein der Klasse A1 berechtigt den Inhaber zum Führen von Krafträdern unter 125 ccm Hubraum und einer Motorleistung von weniger als 11 kW. Der A1-Führerschein heißt

 

daher umgangssprachlich auch „125 ccm-Führerschein“. Noch bis Anfang Januar 2013

 

war für ein Motorrad mit 125 ccm eine maximale Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h

 

für Fahrer unter 18 Jahren vorgegeben. Diese Begrenzung wurde jedoch aufgehoben.

 

Damit dürfen auch junge Fahrer nun mit einem Zweirad mit 125 ccm gut 110 km/h

 

schnell fahren. Die Klasse A2 gilt führ für Krafträder bis 35 kW Leistung. Diesen Führerschein kann man erst mit 18 Jahren machen. Gut zu wissen: Hat man schon einen

 

Führerschein der Motorrad-Klasse A1, muss man nur noch eine praktische Prüfung mit

 

der höherklassigen Maschine bestehen.

 

Mit der Klasse A kann man dann auch „große Maschinen“ fahren. Wer den Führerschein

 

der Klasse A erwerben möchte, muss bestimmte Anforderungen erfüllen. Das Mindestalter für den Direkteinstieg beträgt regulär 24 Jahre. Bereits ab 21 Jahren ist es jedoch möglich, dreirädrige Kraftfahrzeuge mit dem Klasse-A-Führerschein zu führen. Eine Ausnahme gilt, wenn man bereits seit mindestens zwei Jahren im Besitz eines Führerscheins der Klasse A2 ist – in diesem Fall kann die Altersgrenze auf 20 Jahre gesenkt werden.

 

 

Interessant: Für den Erwerb des Klasse-A-Führerscheins ist kein Vorbesitz anderer

 

Fahrerlaubnisklassen erforderlich. Es ist also nicht notwendig, vorher einen Führerschein

 

der Klasse B oder einen kleineren Motorradführerschein zu machen.