Klaus Thomforde
Derzeit ist der in Gnarrenburg aufgewachsene Keke Topp als aktueller Bundesligaspieler von Werder Bremen in aller Munde. Doch es gab vor ihm bereits einige Fußballer aus der Region, die den Sprung in die erste Fußball-Bundesliga schafften.
Dazu gehören der Brilliter Werner Greth (1976/77; 1. FC Saarbrücken), der Alfstedter Reinhard Rietzke (1977/78; FC St. Pauli), der Heeslinger Hans-Jürgen Bargfrede (1988-90; FC St. Pauli) und dessen Sohn Philipp Barg-frede (2009-20; Werder Bremen). Auf genau 100 Bundesligaspiele brachte es der Minstedter Klaus Thomforde beim FC St. Pauli (1988-91; 1995-97).
Das Training des Lebens
Als Reinhard Rietzke den FC St. Pauli 1983 nach neun Jahren verließ, kam vom Bremervörder SC mit Klaus Thomforde ein neuer Torwart nach Hamburg. Vermittelt wurde das Engagement durch Hans-Jürgen Bargfrede. Gemeinsam stiegen beide mit dem FC St. Pauli 1984 vom Amateurlager in die 2. Liga auf. Nach dem postwendenden Abstieg ging es 1986 wieder bergauf. Und diesmal richtig.
Im Aufstiegsjahr wurde man Dritter, 1988 erfolgte nach einem zweiten Platz der Aufstieg in die 1. Bundesliga. In jener Zeit entwickelte sich zudem der Kult um das Totenkopf-Logo des Fußballvereins. „Hansi war einer derjenigen, die mich gefördert haben“, sagt Thomforde. Man hatte einen gemeinsamen Freund beim Finanzamt in Zeven, wo der Torhüter hauptberuflich arbeitete.
Bargfrede testete Thomforde zunächst auf dem Sportplatz im nahegelegenen Heeslingen, bevor er ihn mit zum St. Pauli-Training nahm. „Da wurde ich hier im Millerntor-Stadion vor der Trainerbank getestet. Es wurde ein bewegliches Tor aufgebaut, und dann hat Trainer Michael Lorkowski mich eineinhalb Stunden zusammengeschossen. Das war 1983 und eins meiner besten Trainings, die ich im Leben gemacht habe“, so Thomforde weiter.
„Gestern“
Fortan fuhr der damalige Bremervörder nach der Arbeit in Zeven direkt zum Training.
„Damals war zum Glück der Elbtunnel fertig. Das war meine Rettung. Sonst wäre das nicht gegangen. Ich hatte eine Stunde Zeit vom Arbeitsende bis zum Trainingsbeginn. Ich fuhr 50 Minuten. Da durfte aber kein Stau und nichts anderes dazwischenkommen. Beim Autofahren war ich schon unter Adrenalin, sodass ich beim Training schon immer gleich warm war. Zwei Jahre bin ich hin und her gefahren. Das Pendeln ging so lange, bis ich meine Frau kennengelernt habe und dann nach Hamburg umgezogen bin.“
Bis zum Aufstieg in die 1. Bundesliga hat Thomforde noch nebenher beim Finanzamt gearbeitet. Nachdem er drei Jahre beurlaubt gewesen war, musste er sich entscheiden. Thomforde setzte alles auf die Karte Fußball und beendete sein Arbeitsverhältnis als
Beamter auf Lebenszeit.
Der Erfolg gab ihm recht. Thomforde wurde als Torhüter eine Legende im Tor des FC St. Pauli, und hat es fast sogar einmal in den Kreis der Nationalmannschaft geschafft. Er erarbeitete sich den Titel „Das Tier im Tor“, feierte nach gelungenen Aktionen mit Sägebewegungen, dem Ballen der Fäuste und Jubelgeschrei. Nachdem St. Pauli 1995 mit Thomforde im Tor abermals in die Bundesliga aufgestiegen war und dort bis 1997 blieb,
erlebte der Torhüter die beste Zeit seiner Karriere, die er 1999 nach einer Verletzung beendete. „Der beste Torwart-Konkurrent-Kollege, den ich je hatte, war René Müller (1994/95). Ein Supermensch. Er war so ein korrekter Typ, der mich auch als Konkurrenten gefördert hat.“
„Heute“
Dem FC St. Pauli blieb Thomforde in verschiedenen Funktionen verbunden. Unser Foto zeigt ihn bei einem spontanen Treffen mit einer weiteren St. Pauli-Legende: Heinz Deininger, Mitglied der Mannschaft, die 1963/64 die Regionalliga-Meisterschaft errang und in der darauffolgenden Bundesliga-Aufstiegsrunde den vierten Platz belegte. Klaus Thomforde ist seit 2013 Torwarttrainer der deutschen U 21-Fußball-Nationalmannschaft. Am 1. Dezember hat Thomforde Geburtstag. Die Redaktion gratuliert herzlich! (rgp)