Schulpsychologische Beratungstage

 

Aktionsprogramm „Startklar in die Zukunft“ ermöglicht zusätzliche Beratungsangebote vor Ort

 

 

 

Das Regionale Landesamt für Schule und Bildung hat schulintern ein Informationsblatt versendet, in dem Termine für schulpsychologische Beratungen angeboten werden. In diesem Schreiben erfährt man, dass im Rahmen des Aktionsprogramms „Startklar in die Zukunft“ auch bei uns Stellen für Schulpsychologen geschaffen wurden - hauptsächlich zur Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie. Es sollen sozial-emotionale Problemlagen aufgearbeitet werden. Wie das nun genau vonstatten geht, ist uns nicht klar, daher wandten wir uns an Jörg Haller (Schulpsychologischer Dezernent Regionales Landesamt für Schule und Bildung, Rotenburg), der als Ansprechpartner für das Beratungsangebot genannt wird.

 

 

 

Wir stellten ihm folgende Fragen, für deren Beantwortung wir uns hier herzlich bedanken:

 

 

 

Land & Leben: Seit Ende September dieses Jahres finden sogenannte schulpsychologische Beratungstage im St.-Viti-Gymnasiumin Zeven statt. Können Sie unseren Lesern sagen, an wen diese sich richten und was der eigentliche Anlass dafür ist?

 

 

 

Jörg Haller: Die Beratungsmöglichkeiten richten sich primär an Schülerinnen und Schüler, aber mittelbar auch an Lehrkräfte, (sozial-) pädagogische Fachkräfte und an Eltern. Im bisherigen schulpsychologischen Beratungsalltag spüren wir eine gestiegene Nachfrage durch Problemstellungen, die unter anderem mit den coronabedingten Unterrichtsveränderungen der letzten zwei Jahre zusammenhängen und sich erst jetzt mit

 

einer zeitlichen Verzögerung deutlicher zeigen. Schule ermöglicht neben dem Erlernen schulischer Fähigkeiten auch wichtige Erlebensräume für soziales Lernen, Erlernen von Arbeitshaltungen, Tagesstrukturierung, Umgang mit Gefühlen und Impulse für eine gelungene Kommunikation. Diese Lern- und Erlebensräume standen in der coronabedingten Homeschoolingphase teilweise nur eingeschränkt zur Verfügung.

 

 

 

Land & Leben: Wir hören immer mehr davon, dass Schüler aller Altersklassen durch Covid-Folgen große Probleme (auch psychischer Art) haben. Was können Sie uns als Schul-

 

psychologischer Dezernent sagen und wie genau sind die Behandlungsmöglichkeiten oder Lösungsansätze?

 

 

 

Jörg Haller: Während viele Kinder und ihre Familien die Herausforderungen der schulischen Lockdowns gut bewältigt haben, fiel es Kindern, die ohnehin mit besonderen

 

Lebensbelastungen umgehen mussten (z. B. Umzüge, Schulwechsel, drastische familiäre Veränderungen), viel schwerer gut und gestärkt aus diesen enormen Änderungen der Alltagsstrukturen herauszukommen.

 

Es zeigen sich jetzt teilweise Lücken in der Kompetenzentwicklung. Neben schulischen Rückständen sind hier Probleme der Selbstmotivation, der Regulation von Gefühlen und der Integration in die Klassenstrukturen zu nennen. Eine Reihe von Schülern und Schülerinnen mit ursprünglich guten Leistungen erleben jetzt schulische Überforderungen. Ohnehin regelhafte Schulwechsel, wie der Übergang von Grundschulen an weiterführende Schulen oder Schulwechsel aufgrund von Umzügen, konnten gerade in der coronageprägten Zeit nicht immer optimal begleitet werden. Lehrkräfte hatten im Fernunterricht weniger Möglichkeiten, subtile Problemlagen der Kinder zu erkennen. Schulen mussten coronabedingte umfangreiche Zusatzaufgaben ohne Personalaufstockung bewältigen.

 

Alles in allem zeigen sich besonders bei sogenannten vulnerablen Gruppen (mit ohnehin umfangreicheren Lebensbelastungen) teilweise Entwicklungsdefizite, die nun problematische Verhaltensweisen und emotionale Probleme nach sich ziehen.

 

Unterstützung kann im ersten Schritt daran ansetzen, solche Problematiken zu erkennen und mit Kindern, Eltern und Schulen ein gemeinsames „Bild“ der Schwierigkeiten und Belastungen der Kinder zu erhalten. Gemeinsam können dann zentrale Ansatzpunkte der Unterstützung herausgearbeitet werden. Häufig sind das ganz konkrete Hilfestellungen im Unterricht oder die Begleitung durch die Eltern, ggf. aber auch die weitere Inanspruchnahme professioneller Hilfe. Mögliche Belastungen und Entwicklungshemmnisse zu erkennen und zu benennen ist daher ein erstes Ziel der schulpsychologischen Beratung. Impulse können gegeben werden für eine erweiterte Sicht auf problematische Verhaltensweisen der Kinder und Jugendlichen. Erste Empfehlungen für spezifische Hilfe in und außerhalb von Schule können mit Kindern, Eltern und an der Schule Tätigen besprochen werden. Dabei ist es wichtig, dass die Beratungen auf jeder Ebene freiwillig erfolgen. Es macht keinen Sinn, wenn z. B. Kinder gegen ihre Einsicht und ihren Willen zur Beratung gebracht oder befohlen werden.

 

 

 

Land & Leben:  Wir wissen von den Terminen für die schulpsychologischen Beratungen in Zeven - können Sie uns Orte und Termine im gesamten Landkreis ROW und OHZ nennen?

 

 

 

Jörg Haller: Es werden Beratungsangebote im St. Viti-Gymnasium in Zeven und im Lernhaus im Campus in Osterholz, in der OBS Visselhövede und in der KGS Schwanewede und Verden angeboten. Eine Anmeldung und genauere Informationen über die aktuellen Termine können über das Regionale Landesamt für Schule und Bildung, Dezernat 5 – Schulpsychologie, Außenstelle Rotenburg  unter der Tel.-Nr. 04261 8406-32 erfolgen.

 

 

 

Land & Leben: Das Aktionsprogramm „Startklar in die Zukunft“ ist breit aufgestellt (siehe Bildungsportal Niedersachsen) und bietet umfangreiche Möglichkeiten der Hilfe an Schulen und für Schüler.  Welche Programminhalte werden in unserer Region außer den o. g. Beratungstagen wahrgenommen - sollten Sie hier nicht der richtige Ansprechpartner sein, könnten Sie uns einen nennen?

 

 

 

Jörg Haller: Es werden im Landkreis Rotenburg – wie in den anderen Landkreisen auch – neben der Beratung durch die Schulpsychologie vor allem Projekte im Bereich der Stärkung des sozial-emotionalen Lernens im Rahmen des Aktionsprogramms durchgeführt. Meistens geht es dabei um Projekte zur Stärkung der Klassengemeinschaft, vereinzelt auch um Maßnahmen aus den Sonderprogrammen, z. B. zur Sportförderung. (hg)