Landtagswahlen stehen vor der Tür

 

Wählen gehen – die einzige Option für Unzufriedene

 

 

 

Am 9. Oktober wird ein neuer niedersächsischer Landtag gewählt und laut aktuellen Umfragen kann es diesmal sehr knapp wer-den. Die globale und regionale Situation ist momentan so angespannt wie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr; entsprechend ha-ben auch Landespolitiker eine wesentlich herausforderndere Situation zu bewältigen als bei den Wahlen der vergangenen Jahre. Lösungen für Probleme wie Klimakrise, Inflation, Kriegsfolgen etc. liegen ganz parteiunabhängig nicht auf der Hand – diese zu suchen, zu finden und zu realisieren steht jetzt für alle ganz groß auf der Agenda. Populismus ist hier nicht gefragt und genau deshalb steht die Glaubwürdigkeit der Politiker und der Parteien um so mehr auf dem Prüfstand.

 

 

 

Wahl-O-Mat informiert

 

 

 

Viele Wähler haben sich bisher nicht entscheiden können, denn ein „weiter so“ scheint gänzlich ausgeschlossen - dies sollte nicht dazu führen, dass nicht gewählt wird! Ein probates Hilfsmittel ist der „Wahl-O-Mat“, der anhand der eigenen Antworten auf wich tige Fragen die „richtige“ Partei liefern soll. Unter www.wahl-o-mat.de kann man seine Standpunkte mit den Antworten der 14 Parteien, die zur Wahl antreten, vergleichen las-sen. Das Portal ist also keine Wahlempfehlung, sondern ein reines Informationsangebot zu Wahlen und Politik, bereitgestellt von der „Bundeszentrale für politische Bildung“ und der entsprechenden Landeszentrale.

 

 

 

In unserer Augustausgabe gaben wir Dr. Marco Mohrmann (CDU) und Bernd Wölbern (SPD) die Möglichkeit, hier zu sich selbst und den Inhalten der Wahlkampagne Stellung zu nehmen. In dieser Ausgabe tun wir dies auch mit Faruk Maulawy, Grünen-Kandidat für den Wahlkreis 54, Bremervörde, der uns zwei Fragen beantwortete.

 

 

Zwei Fragen an Faruk Maulawy

 

 

 

Land & Leben: Ihr Konterfei hängt ja bereits an vielen Orten in unserem Verteilgebiet, viel mehr ist uns noch nicht bekannt – stellen Sie sich bitte vor und nennen die regionalen Ziele Ihres Wahlkampfs.  Faruk Maulawy: Ich bin 27 Jahre alt, geboren in Aleppo/Syrien und wohne fast mein ganzes Leben in Tarmstedt, wo ich auch mein Abitur erworben habe. Ich studiere Politikwissenschaften in Hannover und bin Dolmetscher für Arabisch-Deutsch. Politische Erfahrung bringe ich durch mein ehrenamtliches Engagement sowohl als mehrmaliger Schulsprecher sowie im Jugend- und Präventionsrat, im Freundes-kreis Asyl, in der „E-Carsharing“-Initiative als auch im Gemeinde- und Samtgemeinderat in vielfältiger Art und Weise mit. In den vergangenen dreieinhalb Jahren war ich Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung, wodurch ich sowohl einen vertieften Zugang zu grünen Themen als auch zum Netzwerk erlangen konnte.  Vor zwei Jahren absolvierte ich mein Auslands-semester in Madrid. An der Complutense University organisierte ich unter anderem mit KommilitonInnen die Fridays-for-Future-Bewegung in Madrid. Mittlerweile bin ich Teil der Untergruppe Students for Future. Hierbei fun-gierte ich unter anderem auch als Sprecher auf Bundesebene. Parlamentarismus und Aktivismus enger zu verbinden ist seit jeher eines meiner Ziele. Seit über einem Jahr gibt es außerdem das Empowerment-Netzwerk „Bunt-Grün Niedersachsen“, welches ich mit ParteikollegInnen gemeinsam initiiert habe. Als Mitglied des Parteirats, das wichtigste Beratungsgremium des Landesvorstandes, diskutiere ich regelmäßig sowohl innerparteiliche Strukturen als auch inhaltliche Ausrichtungen der Partei mit.

 

 

Land & Leben: Die momentane Energie- und Wirtschaftskrise ist auch in unserer Region angekommen. Was wollen die Grünen regional tun, um der Bevölkerung und den Firmen zu helfen?

 

 

Faruk Maulawy: Unser Landkreis Rotenburg ist geprägt durch Landwirtschaft sowie eine Vielzahl erfolgreicher kleiner und mittlerer Unternehmen. Fahrzeugbau, Baustoffindustrie, Logistik, Informationstechnologie, Garten- und Landschaftsbau sowie Dienst-leistung bilden den Schwerpunkt. Soziale  Gerechtigkeit ist mein Schwerpunktthema. Dies auch in die Wirtschaft einzubringen, ist mir ein Herzensanliegen.

 

Zwei Jahre Corona und die jetzigen exorbitanten Energiepreise bringen viele Unter-nehmen und Einwohner in Not. Für eine kurzfristige Entlastung ist Energiesparen das oberste Gebot. Für mittelfristige Entlastung im Energiebereich ist ein Turbo im Ausbau der erneuerbaren Energien notwendig: Wind-energie und Photovoltaik sowie Biogas aus naturverträglichen Rohstoffen unter Berücksichtigung naturverträglicher und raumordnerischer Überlegung. Fracking ist absolut keine Option, Atomkraft auch nicht. Die Zu-kunft liegt in der Wind- und Solartechnologie, in der Wasserstofftechnologie, in nachhaltiger Landwirtschaft, die nicht unbedingt das Label „Bio“ haben muss, in Gastronomie mit vorrangig regionalen Produkten und der Mobilitätswende. Ich gehöre zur jungen Gene-ration und kämpfe für eine Zukunft, die für alle da ist. Für mich ist klar, dass dies nur durch eine an der Umweltverträglichkeit und sozialen Gerechtigkeit ausgerichteten Politik möglich ist. Wir können es uns nicht mehr leisten, den Kampf gegen die Klimakrise, das Artensterben und die Armut in unserem Land auf die lange Bank zu schieben.

 

 

 

Wählen gehen und Engagement zeigen!

 

 

 

Land & Leben möchte an dieser Stelle noch-mal betonen, wie wichtig es ist am 9. Oktober Wählen zu gehen – sich nur zu beschweren reicht nicht. Wer nachhaltig Veränderungen will, sollte vielleicht darüber nachdenken, sich selbst politisch in einer Partei oder auch parteilos zu engagieren - wussten Sie, dass man kein Parteibuch benötigt, um Ratsmitglied in einer Gemeinde zu werden? Wussten Sie auch, dass die Menschen, die in unseren Räten und Gremien aktiv Politik gestalten, das größtenteils ehrenamtlich oder für ganz kleines „Sitzungsgeld“ machen?  Wussten Sie, dass es auch zahlreiche Möglichkeiten gibt, ehrenamtlich zu arbeiten und damit etwas zur Verbesserung unserer Gesamtsituation zu tun? Darüber sollte man ruhig mal nachdenken. (hg)